Borgo San Lorenzo, einen Sonntag im Juli, um 16.20, 34° c. Das Auto ist mit Rucksäcken und Lebensmittel bepackt. Wir fahren zum „Passo della Sambuca“, rund 22 km weit, in die Berge des Apennin.
Um 17:00, 26 ° C, parken wir das Auto in einer Schotterlichtung. Unser kleines Abenteuer beginnt.
“Melius abundare quam deficere”, sagten die alten Römer und das ist auch unsere Meinung: Wir vertrauen unseren sportlichen Fähigkeiten. Unsere Rucksäcke sind bis zum Rand gefüllt und die 15 kg auf dem Rücken sind sofort deutlich spürbar. Das macht nichts; Man sagt, wenn die Belastung nicht zu viel wird, kann sie selbst Teil der Freude werden…oder nein, es war die Wartezeit, na ja, es macht nichts aus…
Wir starten auf dem Weg der „Biodiversität“, die Markierung ist gelb. Wir sind auf dem Weg sehr aufmerksam, die gelben Zeichen sind überall, auf Felsen und Bäumen. Es ist unmöglich sich zu verlaufen!
Die Umgebung ist unterschiedlich, Wald und Weideland wechseln sich ab. Alles äußerst passend für die Biodiversität, wie die alpinen Orchideen, die jetzt schon erblühen, oder die schönen orangen Lilien.
Wir kommen zum „Poggio dell’Altello“ (1169m.) und wir gehen hinunter zum Fluss Rovigo.
Wir wandern auf einem malerischen Felsrücken ein paar hundert Meter weit. Ein begeisterter Geologe wäre von diesem Anblick entzückt. Die Felszusammensetzung ist schon mit bloßem Auge erkennbar. Und wenn man bedenkt, dass diese Steine vor Millionen von Jahren unter dem Meeresboden waren und jetzt finden wir sie in mehr als tausend Meter Höhe, der Sommersonne und dem Winterschnee ausgesetzt. Wir haben schon seit einiger Zeit den „Biodiversität-Weg“ verlassen. Jetzt folgen wir dem Weg CAI 739, der rot markiert ist.
Die Buche dominiert im Wald und das ist eine Garantie für Schatten und angenehme Temperatur. Nach der Hitze ist es hier angenehm kühl. So ertragen wir das Gewicht auf unsern Schultern viel besser.
Ca‘ Altello , Ca ‘Val Cavaliera, Ca’ Pallereto, das sind die Namen der Ruinen, die wir auf unserem Weg angetroffen haben. Sie sind von Pflanzen überwuchert und seit bald 50 Jahre verlassen. Die Bergbewohner haben ihre einfachen Siedlungen verlassen und sind wegen des wirtschaftlichen Booms in die Stadt gezogen.
Besonders zu erwähnen ist Ca ‘di Vestro“, eine Kirche und 5 oder 6 Häuser, die während des Zweiten Weltkrieges als Kommandozentrale von der 36. Partisanenbrigade Garibaldi verwendet wurden.
Wir gehen schneller. Es ist 19.00 Uhr und die Sonne geht langsam unter. Im Dunst und hinter den Zirrus-Wolken leuchtet ein schönes Abendrot.
Wir wollen beim Biwak noch bei Tageslicht ankommen. Zum Glück sind wir schon nach kurzer Zeit dort. Wir inspizieren den Ort und konzentrieren uns vorerst auf das Essen. Im Rucksack haben wir genügend Nahrung mitgenommen um fast eine kleine Armee zu ernähren: 1 kg Steak, Rippchen, Würste: è l’ora della Ciccia!!! ( Es ist Fleischzeit).
Wir benötigen zwei Stunden um die Kohlenglut zu machen, das Fleisch zu grillieren und es zu genießen. Auch Klatsch unter Kollegen gehört dazu. Später versuchen wir, die Sterne zu fotografieren. Leider war der Himmel nicht so klar. Trotzdem die Lichtverschmutzung auf ein Minimum reduziert ist, sind die Fotos weit weniger spektakulär als wir erwartet hatten. Das liegt wohl daran, dass unsere Fotoapparate nicht so gut sind. Das nächste Mal sind wir für eine bessere Ausrüstung besorgt.
Es ist 1.00 Uhr in der Nacht, Zeit ins Bett zu gehen. Aber diese sympathischen Siebenschläfer, die zeitweilen hervorgucken, werden sie sich trauen in die Nähe zu kommen? Natürlich, vielleicht sind sie schon an die Anwesenheit von Menschen gewohnt. Aber sie geben uns einen Wink: Die Nacht ist ihre Zeit und wir sollten die Ruhe in ihrem Lebensraum nicht beeinträchtigen. Also lassen wir uns nicht stören, wenn sie die ganze Nacht in unserer Umgebung herumlaufen. Wir genießen es unter dem Sternenhimmel zu schlafen und versinken bald in einen tiefen Schlaf.
Ich wache am späten Vormittag auf. Die Sonne brennt auf uns herab. Wir hören das Zirpen der Zikaden, der unvermeidliche Soundtrack des Sommers auf dem Lande.
Wir räumen das Biwak sauber auf, das Holz wird für die nächsten Wanderer aufgeschichtet und wir machen uns auf den Weg. Nach 20 Minuten kommen wir in Pian dell’Aiara an. Das ist ein kleiner Weiler wo nur noch Ruinen vorhanden sind. In die kleine Kirche kann man noch eintreten, wenn man sehr vorsichtig ist.
Von Pian di Iara kehren wir in Richtung Ca‘ di –Cicci zurück. Nach 5 km auf einer schlechten Straße mit vielen Schlaglöchern kommen wir zu einem Aussichtspunkt wo wir eine herrliche Aussicht auf viele Berge haben.
Die Strecke ist nicht schwierig und ausreichend markiert. Unmöglich Fehler zu machen.
Ist die Tour zu empfehlen? Ich kann nur sagen: Ja, auf jeden Fall!